Nachhaltige Mobilität in Lincoln II (NaMoLi II): Implementierung innovativer nachhaltiger Mobilitätskonzepte in Neubausiedlungen und Konversionsflächen am Beispiel der Lincoln-Siedlung in Darmstadt

Abstract

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt steht aufgrund eines in den letzten Jahren zu beobachtenden Verkehrs- und Bevölkerungswachstums vor großen Herausforderungen. Die Einführung des Dieselfahrverbots zeigt den dringenden Handlungsbedarf im Hinblick auf eine sozial wie ökologisch nachhaltigere Mobilität in der Stadt. Jedoch wird ein starkes Bevölkerungswachstum prognostiziert, was weitere verkehrliche Folgen bedingen würde. Daher entwickelt die Stadt Darmstadt auf zwei Konversionsflächen neue Wohngebiete; die Lincoln-Siedlung und das Ludwigshöhviertel. Die Entstehung der Lincoln-Siedlung ist mit der Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes verknüpft und steht in diesem Zusammenhang für einen Anfang. Mittels Push- und Pull-Maßnahmen soll die Bewohnendenschaft darin unterstützt werden, ihre Mobilität abzuwickeln, ohne auf einen privaten Pkw angewiesen zu sein. Doch bereits während der Umsetzung des Mobilitätskonzeptes zeigen sich unterschiedliche Reaktionen der Bewohner:innen und der involvierten Akteur:innen, was die Implementierung vor eine Herausforderung stellt. Außerdem stellt sich die Frage der Wirkung der Maßnahmen auf die tatsächlich realisierte Alltagsmobilität. Demnach ist eine stetige Begleitung und Evaluation des Mobilitätskonzeptes unter Einbezug der Zivilgesellschaft von herausragender Bedeutung für eine erfolgreiche Implementierung des Mobilitätskonzeptes. Das Projekt NaMoLi II verfolgte demnach das Ziel, Hemmnisse und Erfolgsfaktoren bei der Implementierung des nachhaltigen Mobilitätskonzeptes der Lincoln-Siedlung in Darmstadt zu untersuchen. Dabei war zum einen von Interesse, inwiefern das nachhaltige Mobilitätskonzept von den neu zugezogenen Bewohner:innen wahrgenommen, akzeptiert und in die Praxis umgesetzt wird sowie zum anderen, inwiefern durch diese Erkenntnisse das Mobilitätskonzept weiterentwickelt und ausgebaut werden kann. NaMoLi II sollte demnach helfen, das bereits entwickelte Mobilitätskonzept der Lincoln-Siedlung erfolgreich umzusetzen, indem es den partizipativen Charakter des Reallabors verstetigt und zudem wissenschaftliche Erkenntnisse über dessen Wirkung auf die Alltagsmobilität der Bewohner:innen ermöglicht. Ziel der Stadt Darmstadt war darüber hinaus, das Mobilitätskonzept auf weitere Konversionsflächen (Ludwigshöhviertel) auszuweiten, um die sozial-ökologische Transformation des Verkehrssektors der Stadt weiter fortzuschreiben. Die Stadt Darmstadt hat im Projekt NaMoLi II die erfolgreiche Zusammenarbeit aus der ersten Förderphase mit der Goethe-Universität sowie dem Planungsbüro StetePlanung fortgesetzt. Die ILS Research konnte als weitere Projektpartnerin für die Förderphase II gewonnen werden. Die Goethe-Universität befasste sich mit der Konzeption einer quantitativen, standardisierten Erhebung sowie deren Umsetzung, die Rückschlüsse geben sollte, inwiefern sich das Mobilitätsverhalten der Bewohner:innen nach dem Wohnumzug in die Lincoln-Siedlung verändert hat. Die Befragung wurde als Panelstudie fortgeführt, um den Verlauf und die (Langzeit-)Wirkung des Mobilitätskonzeptes beobachten zu können. Die Befragungsergebnisse dienen der Evaluation des Mobilitätskonzeptes. In Phase II wurde die Erhebung erstmals durch eine Vergleichsgruppe ergänzt. Zudem führte StetePlanung eine Mobilitätstagebücherstudie durch. Die ILS Research führte mittels qualitativer Expert:inneninterviews eine Akteurs- und Konfliktanalyse durch, aus der hervorgeht, welche Strategien und Interessen städtischer und privatwirtschaftlicher Akteur:innen die Planung und Umsetzung nachhaltiger Mobilitätskonzepte in Neubaugebieten im Sinne der sozial-ökologischen Transformation fördern oder behindern. Gerahmt wurde das Projekt durch das Reallabor Lincoln-Siedlung, in welchem das Mobilitätskonzept partizipativ mit der Zivilgesellschaft sowie mit weiteren an der Entwicklung beteiligten Akteuren bearbeitet wurde. Schließlich sollte am Beispiel der Konversionsflächen Ludwigshöhviertel in Darmstadt, Schilling-Gelände in Bielefeld sowie Mülheimer Süden in Köln ebenfalls anhand einer Akteurs- und Konfliktanalyse geprüft werden, inwiefern sich das Mobilitätskonzept auf weitere Siedlungen übertragen lässt. Um die Übertragbarkeit zu diskutieren, fanden mit den Partnerkommunen Bielefeld und Köln verschiedene Austauschformate statt.

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