DRadEsel - Beleuchtung der Dunkelziffer sicherheitskritischer Ereignisse zwischen Radfahrenden, Radfahrenden und PKW, Fußgängern sowie ÖPNV: Eine repräsentative stationäre Beobachtungsstudie an urbanen Verkehrsknotenpunkten mit Interviews in Deutschland
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Sicherheitskritische Verkehrssituationen (SKS) bei RadfahrerInnen beinhalten ein hohes subjektives Gefährdungsrisiko, müssen aber nicht zwangsläufig zu Unfällen führen. Ziel des Projekts DRadEsel ist es, die Häufigkeit von SKS und deren Einflussfaktoren zu erfassen, um Infrastrukturverbesserungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu fördern. Dazu wurde ein Erhebungsinstrument (Beobachtungsleitfaden und Interview) entwickelt, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie evaluiert und weiterentwickelt. In den Jahren 2020 und 2021 wurden repräsentative Erhebung mit den Instrumenten in drei deutschen Großstädten durchgeführt. Insgesamt wurden 1569 Interviews geführt und 34.676 Radfahrende beobachtet. SKS wurden ca. 600-mal häufiger berichtet und 1300-mal häufiger beobachtet als offiziell erfasst. Bei den Beobachtungen lag die SKS-Prävalenz bei 1,1%, bei den Interviews bei 17,6%. Die meisten SKS involvierten einen weiteren Interaktionspartner, meist PKWs. Hauptursachen waren zu geringer Abstand beim Überholen und blockierte Radverkehrsanlagen. Weder Alter noch Geschlecht beeinflussten die SKS-Wahrscheinlichkeit. An Radverkehrsstreifen in Mittellage (RiM) war die SKS-Beobachtung fünfmal und die Berichterstattung zweimal wahrscheinlicher als an getrennten Fuß- und Radwegen. An RiMs zeigte sich die höchste SKS-Beobachtungswahrscheinlichkeit im Vergleich zu anderen Kreuzungssituationen. Die allgemeine Sicherheit wurde als neutral bis sicher ein. Radfahrende mit kürzlich erlebten SKS bewerteten ihre Sicherheit und die städtische Verkehrssituation schlechter als diejenigen ohne SKS-Erfahrung. Empfehlungen zur Vermeidung von SKS sind 1) Breitere Radverkehrsanlagen, 2) RiMs bei hoher Rad- und niedriger Kfz-Verkehrsdichte, 3) Kreisverkehrsgestaltung mit getrennten Umlaufringen, 4) Einführung von Tempo 30, 5) Achtsamkeit und Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmenden, 6) Regelmäßige Kontrolle und Instandhaltung von Radverkehrsanlagen, 7) Ausreichende Straßenbeleuchtung.
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